Hände weg vom Ruhrgebiet!

 

Besuch der Sonderausstellung zur Ruhrbesetzung 1923 - 1925 im Ruhrmuseum auf Zollverein

 

23. August 2023

Treffpunkt:  15:00 Uhr Parkplatz TuS 05 Sinsen zur Bildung von Fahrgemeinschaften

Beginn der Führung: 16:00 Uhr

Einkehr: 18:15 Uhr, Restaurant THE MINE

Kosten: 8,00 EUR für Eintritt und Führung (ohne Imbiss)

 

Das Ruhr Museum ist DAS Regionalmuseum des Ruhrgebiets. Beheimatet ist es in der ehemaligen Kohlenwäsche der Zeche Zollverein, der einst größten, modernsten, produktivsten Steinkohlenzeche der Welt. Die Anlage von Schacht 12 nahm 1932 die Förderung auf; sie gilt mit ihrem markanten Doppelbock-Fördergerüst als schönste der Welt. Die Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer errichteten die dazugehörigen Industriebauten in Stahlskelett-Bauweise, ausgefacht mit Ziegeln und Glas, sachlich und funktional.

 

1986 wurde die Zeche nach fast 140 Jahren geschlossen. Seit 2001 zählt der gesamte Komplex zusammen mit der einst größten Zentralkokerei Europas zum deutschen Unesco-Weltkulturerbe. Ein Besuch lohnt immer!

 

Wir begaben uns diesmal auf historische Pfade und besuchten die Sonderausstellung zur Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und  belgische Truppen vor 100 Jahren. Deutschland waren nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg im Versailler Vertrag hohe Raparationszahlungen auferlegt worden, um einen Teil der von deutschen Truppen angerichteten Verwüstungen wieder gutzumachen. Als es zu einem Zahlungsstau kam, marschierten zwischen 60.000 und 100.000 Besatzer mit Panzern, Infanterie, Kavallerie und Fahrradeinheiten ein: Koks, Kohle und Stahl wollten sie abführen, damit die französische Produktion aufrechterhalten werden konnte.

 

Die Reichsregierung beschloss den passiven Widerstand der Staatsbediensteten. Über 1000 Lokomotiven und 20.000 Eisenbahner wurden aus dem Ruhrgebiet entfernt. Arbeiter sollten die Arbeit niederlegen. Löhne und Gehälter wurden dabei weiter gezahlt – mit frisch gedrucktem Geld. Eine Hyperinflation war die Folge. Das Ruhrgebiet wurde wirtschaftlich vom Reich abgeriegelt. All dies führte zu großer wirtschaftlicher Not, sozialen Unruhen und auch aktiven Widerstandshandlungen rechter, nationalistischer Kreise. Doch letztere wurden 1923 noch nicht von der Industrie und der Reichsregierung unterstützt; im November 1923 scheiterte auch der Putschversuch von Adolf Hitler in München.

 

Im September 1923 hatte Reichskanzler Stresemann den passiven Widerstand für beendet erklärt, eine drastische Währungsreform („Rentenmark“) legte den Grundstein für eine Normalisierung des Wirtschaftslebens. Auch die Reparationszahlungen wurden bald darauf auf ein zu bewältigendes Maß festgelegt (Dawes-Plan, August 1924). Die letzten Besatzungstruppen verließen im Sommer 1925 das Ruhrgebiet.

 

Beeindruckende Fotos, Filmausschnitte, Zeitungsausschnitte, Gegenstände und Plakate gaben den interessierten Besuchern einen Einblick in diese düstere, vielfach vergessene Epoche der Geschichte des Ruhrgebiets.

 

Durch düstere Maschinenhallen ging es sodann über steile Stahltreppen hinauf ins gleißende Sonnenlicht auf die Platform, von der man einen weiten Blick über die Region werfen konnte. Bis hin nach Marl. Anschließend kehrten wir gemeinsam im Lokal THE MINE in direkter Nachbarschaft ein, um im industriellen Ambiente bei Speis und Trank unsere Eindrücke auszutauschen.



Foto: Haus der Geschichte, Stadtarchiv
Foto: Haus der Geschichte, Stadtarchiv